Sehr geehrter Besucher meiner Homepage,

Als Einstimmung auf meine Bilder möchte ich Ihnen einige Gedanken und Reflexionen zu „meiner Art der Photographie“ nahe bringen. Als erstes zu meiner Ausrüstung. grundsätzlich fotografiere ich nur im Mittelformat 6x6. Früher nur mit Hasselblad 500 CM und der ELM, die letzten Jahre aber bin ich auf die mit allen Wassern gewaschene Rollei 6008 umgestiegen. Dazu 3 Objektive, ( Distagon 60mm, Normal 80mm und das 150er Portrait-Tele als Standart-Objektiv) zusätzlich den Zeiss-Teleconverter und drei Rollei Nahringe. Für die persönlichen Tagebuch-Photographien habe ich noch die kleine KB/Minolta TC-1 in der Westentasche. Als Ersatz und letzten Notnagel, also für den Fall, dass nichts mehr geht, habe ich die zweiäugige Rolleiflex mit dem Planar 2,8/80mm ( Ich musste sie bis heute noch nie einsetzen).

Auf meinen Reisen suche ich immer Begegnungen mit Menschen in dem Rest der einst vorhandener Ursprünglichkeit. Wobei ich sehr offen, sensibel und mit behutsamer Hand auf diese Menschen zugehe. Unabdingbar ist eine exakte und umfangreiche Vorbereitung der Reise. Nicht nur im fotografischen und finanziellen Bereich ist das notwendig, sondern äußerst entscheidend ist das Wissen über das Land und die Menschen dort. Ich achte dabei sehr ihre Religionen, Umgangsformen mit Fremden und untereinander, sowie ihre Bedürfnisse und Eigenheiten. Diese Empfindungen und Eindrücke berücksichtige ich dann intuitiv in meinen Bildern. Durch die feste Brennweite meiner Objektive bedingt, muss ich grundsätzlich sehr nahe an die Menschen herangehen. Für diese Nähe erbitte ich mir immer die Zustimmung, besser ist natürlich die Zuneigung der Menschen (also keine gestohlenen Gesichter). Das ergibt sich jedoch immer durch die Achtsamkeit und den Respekt vor dem Nächsten. Nicht anders funktioniert meine Arbeit in meinem Portraitstudio in Münster. Auch dort werden meine Portraitkunden in gleicher Weise und mit dem selben Respekt und der gebotenen Achtsamkeit behandelt.

Alle meine Portraitaufnahmen sind verbunden mit persönlichen Erinnerungen, und jedes einzelne ist mir sehr wertvoll. Einige können ihre eigene Geschichte erzählen und einige erzählen ihre Geschichte in Verbindung mit anderen Photographien. Dass es ihnen gelingt, diese Verbindung herzustellen, wird mir bei meinen Photoausstellungen immer wieder bestätigt. Es macht mich einerseits froh, aber andererseits auch traurig, denn so wie ich die Bilder empfand, als ich sie realisierte, waren sie schon nicht mehr, als ich auf den Auslöser drückte und die Kamera vom Auge nahm. Photoverrückt im herkömmlichen Sinne wahrscheinlich, im philosophischen Sinne bestimmt.

Von der „Verrücktheit der Photographie“ spricht der französische Philosoph Roland Barthes, wenn er von der Photographie als Zeugnis der realen Existenz einer fotografierten vergangen Begebenheit spricht. In der Tat sind Photographien ver-rückt, nämlich zeitver-rückt. Jedes Bild erfüllt den Tatbestand der Aktualität schon nicht einmal mehr bei dem Auslösevorgang und die Zukunft ist schon Vergangenheit (heute ist morgen schon gestern). Also hat die landläufige Meinung unrecht, wenn sie behauptet, dass eine Photographie Aktualität einfängt. Nein, es verrät uns auch nichts über die Zukunft, sondern unweigerlich und unerbittlich ein Bild der Vergangenheit, ein Noch-nicht, das schon gewesen ist -sagt Felix Weber. Wo ist das besser zu verstehen, als in der Photographie von Menschen. Wenn ich „alte“ Portraits betrachte, frage ich mich immer, was der oder die portraitierten auf dem Photo machen, wie es ihnen gehen mag und ob sie überhaupt noch leben. Jedoch eine Gemeinsamkeit haben alle meine Photographien und verbindet sie im großen Rahmen der Erinnerung, sie erzählen mir ihre Geschichte immer wieder, jedoch ist die Erzählung immer etwas verändert. Zum Schluss wünsche ich Ihnen, werte Besucher, viel Freude und Spaß und auch das Hören der leisen Töne auf meiner Homepage.

Ja, es ist wahrlich eine „ver-rücktes“ Ding, diese Photographie!

 

Karlheinz Schmalzried

 

 


 

Zurück